Kongress der Ausland­schweizer 2024

Lübeck: Rotspon und Marzipan

Rund 100 Auslandschweizer waren am Auffahrts-Wochenende nach Lübeck zum alljährlichen Kongress der Auslandschweizer Organisation (ASO) Deutschland gekommen. Mit der geplanten Reform der Wahl der Auslandschweizerräte (ASR) stand ein wichtiges Thema auf der Tagesordnung. Genauso wichtig war jedoch auch das gesellige Zusammensein, da dieser Anlass für nicht wenige Auslandschweizer in Deutschland ein genauso wichtiger Termin ist wie der Hochzeitstag oder der Geburtstag.

Die Eidgenossenschaft war vertreten durch die neue Botschafterin Livia Leu, die zuvor in Brüssel für die Verhandlungen der bilateralen Verträge zuständig war. David Grichting, Direktor der konsularischen Dienste sowie Markus Natsch erläuterten die Probleme, wenn Schweizer im Ausland in Not geraten. Zwar hilft das EDA. Aber wer die offiziellen Reisewarnungen missachtet, wird nach der Hilfe zur Kasse gebeten. Der frühere Honorarkonsul Gerhard Lochmann und seine Tochter Roberta Braune machten deutlich, dass es sich bei der Abwicklung von Schweizer Erbfällen und Schenkungen lohnt, anwaltlichen Rat einzuholen.

Am zweiten Tag der Konferenz stand die Reform der Wahl der ASR im Mittelpunkt. Dabei drohte der Diskussionsbedarf der 19 Delegierten den Zeitplan zu sprengen. Um alle Meinungen einzubeziehen, wurde beschlossen, das Thema abschliessend auf einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung zu beraten. Bis dahin können alle 38 Schweizer Vereine in Deutschland ihre Fragen und Anregungen einbringen.

Zuvor hatte Filippo Lombardi, Präsident der ASO International, in seiner Begrüssung auf die derzeit eher unfreundliche Haltung vieler Inlandschweizer gegenüber den Auslandschweizern hingewiesen. Nicht wenige hätten den Eindruck, dass die Auslandschweizer übermässig von der letzten AHV-Reform profitierten, zumal sie in der Schweiz keine Steuer bezahlten. Übersehen wird dabei, dass auch Auslandschweizer in die AHV-Kasse einzahlen.

Ungewöhnlich war, dass der Vorstand nicht entlastet und die Kasse nicht geprüft wurde. Schuld daran waren die vielen Wechsel im Vorstand. So trat Präsident Albert Küng im letzten Jahr überraschend kurz vor dem ASO-Kongress zurück. Die damalige Vizepräsidentin Sonja Lengning musste übernehmen und wurde nun offiziell in ihr neues Amt gewählt. Auf dem Posten des Kassiers gab es sogar drei Wechsel. In Lübeck erklärte der amtierende Kassier Stephan Lengning ausführlich die Situation. Da er der Ehemann der Präsidentin ist, will er das Amt so schnell wie möglich an einen Nachfolger übergeben. Tobias Orth wurde als Vize (neben Martin Abächerli) bestätigt.

Letzterer, der auch Präsident des Schweizer Vereins Schleswig-Holstein ist, war für die hervorragend gelungene Organisation verantwortlich. Die Teilnehmer konnten an einer Stadtführung, an einer Tour mit einem nicht nur fahrenden, sondern auch schwimmenden Bus, einer Bootstour auf der Trave und am Empfang im Rathaus teilnehmen. Dort präsentierte sich die Stadt mit ihren Markenzeichen: Rotspon (Rotwein) und Marzipan.

Auch war es dem Vorstand gelungen, neben Migros, Chicco d’Oro, der Flensburger Brauerei und der Soliswiss mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) einen kapitalkräftigen Sponsor zu gewinnen. Und vor allem: Keiner musste hungrig oder gar durstig – nicht zuletzt dank einer grosszügigen Weinspende der Schweizer Botschaft - wieder nach Hause fahren.

Der nächste Kongress findet am 30. und 31. Mai 2025 in Kassel statt.

Text: Helmut Uwer

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