Schweizen in Deutschland

Die Schweizen in Deutschland werden immer kleiner

Schon Theodor Fontane spottete in seinen Buch «Wanderungen durch die Mark Brandenburg»: Die Schweizen werden immer kleiner. Jetzt haben die Märkische Schweiz, die Berliner, die Calauer und die Ruppiner Schweiz  – um nur einige der brandenburgischen Schweizen zu nennen – Zuwachs bekommen. In der brandenburgischen Ortschaft Sputendorf, gut neun Kilometer Luftlinie südlich von Berlins Stadtgrenze entfernt, wurde eine kleine Stichstrasse Eierkuchenschweiz genannt.

Das beschauliche Strassenangerdorf mit Feldsteinkirchlein aus dem 13. Jahrhundert, zwei idyllischen mit Trauerweiden umstandenen Dorfteichen und vielen Backsteingebäuden gehört zur Gemeinde Stahnsdorf. Sputendorf profitiert seit der Wende von seiner Nähe zu Berlin und verzeichnete in den 2010er-Jahren einen erheblichen Bevölkerungszuwachs. Am Rande des Dorfkerns entstanden Neubausiedlungen. Eine davon, die Eierkuchenschweiz, ist eine mit zwölf ziemlich gesichtslosen Reihenhäusern gesäumte kleine Strasse.

In alten Flurkarten habe man diesen Namen gefunden, erklärt Ortsvorsteher Rolf-Denis Kupsch die Namenswahl. Früher stand an dieser Stelle der alte Dorfbackofen, in dem wahrscheinlich auch Eierkuchen gebacken wurden. Auch sollen dort die wohlhabenden «Schweizer» des nahen Gutes gelebt haben, wie man die Viehzüchter und Melker seit dem frühen 19. Jahrhundert genannt hat. Ob das auch echte Eidgenossen waren, wie nicht selten in Brandenburg, lässt sich nicht mehr feststellen. Sie hätten allerdings ihre Schweiz die Omelettenschweiz genannt. Denn das Schweizer Omelett ist das Pendant zum deutschen Eierkuchen. Beide werden aus Mehl, Eiern und Milch zubereitet.

Gut 110 Schweizen gibt es in der Bundesrepublik. In der Regel sind es topografisch abwechslungsreiche Landschaften: Ein paar grüne Hügel, ein mäandrierendes Bächlein oder ein kleiner See – das sind die Versatzstücke, die es braucht, und schon wird aus einer deutschen Gegend eine kleine Schweiz. Die allererste Schweiz auf deutschem Boden, die Sächsische Schweiz, hatte nichts mit einem werbetechnischen Taufakt zu tun. Der Maler Anton Graff aus Winterthur, der 1766 an die Dresdener Akademie berufen worden war, litt schlicht an Heimweh und konnte es nicht lassen, die markante Landschaft südlich von Dresden mit seinem Pinsel einzufangen.

Aus der Schweizer Revue 3/2024

Text und Bilder: Monika Uwer-Zürcher

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